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Techno Mimesis

Methode
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Nele Balke

02.04.2025 (letztes Update) - 6 Minuten

Wenn mehrere Projekte gemeinsam an der Entwicklung neuer Technologien arbeiten, stellt sich schnell eine zentrale Frage: Wie kann Partizipation – also die aktive Einbindung von potenziellen Nutzenden – sinnvoll gestaltet werden, obwohl jedes Projekt andere Voraussetzungen, Zielgruppen und Themen hat?

Genau hier setzt dieser Methoden-Pitch in der 2. Forschungswerkstatt an. Ziel war es nicht, eine universelle Methode für alle vorzustellen. Stattdessen wollten wir einen Raum schaffen, in dem Projektteams lernen, Methoden kritisch zu reflektieren und an die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen anzupassen. Als praktisches Beispiel diente dabei eine Methode, die den meisten Beteiligten bislang unbekannt war: Techno Mimesis.

Was ist Techno Mimesis?

Techno Mimesis ist ein kreativer, performativer Ansatz aus der Roboterentwicklung (Dörrenbächer et al., 2020). Die Grundidee: Forschende und Designer:innen ahmen Technologie nach – also Bewegungen, Funktionen oder Interaktionen –, um neue Perspektiven auf Technik und deren Gestaltung zu gewinnen. Klingt ungewöhnlich? Ist es auch. Und gerade deshalb bietet die Methode spannende Möglichkeiten, Technikentwicklung anders zu denken.

Wie wurde die Methode ausprobiert?

Nach einer kurzen Einführung in die Methode arbeiteten die Teilnehmenden in kleinen, verbundprojektübergreifenden Gruppen zusammen. Jede Gruppe wurde von einer Person aus dem PiTiPS-Projekt moderiert und begleitet. Um die Methode im eigenen Projektkontext zu reflektieren, nutzten wir ein spezielles Methoden-Canvas. Dieses unterstützte die Gruppen dabei, sich der Methode aus Sicht pflegender Angehöriger und Sorgegemeinschaften zu nähern.

Die Canvas gliederte sich in drei zentrale Fragen:

  • Chancen: Was könnte meine Zielgruppe durch die Methode lernen oder erreichen?
  • Herausforderungen: Was könnte schwierig sein?
  • Adaptionen: Was muss angepasst werden, damit die Methode im eigenen Projekt funktioniert?

Zuerst sammelte jede Person eigene Gedanken auf Post-Its, danach diskutierten die Gruppen ihre Eindrücke gemeinsam. Abschließend wurden die wichtigsten Erkenntnisse im Plenum geteilt.

Was kam dabei heraus?

Die Diskussionen in den Gruppen brachten spannende Ergebnisse zutage. Die Methode Techno Mimesis wurde von vielen als vielversprechend bewertet – insbesondere, weil sie technische Prozesse greifbarer machen und die Beteiligung erleichtern kann. Sie fördert kreatives Denken, kann zur Motivation beitragen und hilft dabei, Technik aus einer neuen, erlebbaren Perspektive zu betrachten. Manche sahen sogar das Potenzial, das Verhältnis zwischen Mensch und Technik dadurch emotional erfahrbar zu machen – inklusive Sicherheits- und Unsicherheitsgefühlen.

Gleichzeitig wurden auch Herausforderungen benannt. Die Methode erfordert Präsenzformate, ein gewisses Maß an Abstraktionsvermögen – und sie birgt das Risiko, dass sich Beteiligte nicht ernst genommen fühlen, wenn der performative Ansatz nicht gut eingeführt wird. Eine sorgfältige Moderation, klare Aufgabenstellungen sowie die Arbeit mit Beispielen und Personas wurden daher als zentrale Erfolgsfaktoren benannt.

Was haben wir daraus gelernt?

Auch Methoden, die auf den ersten Blick nicht zum eigenen Projekt passen, können mit der richtigen Anpassung wertvolle Impulse geben.

Ein Methoden-Canvas kann helfen, eine Methode strukturiert zu durchdenken, bevor sie eingesetzt wird – und so mögliche Stolpersteine frühzeitig zu erkennen.

Fazit

Der Methoden-Pitch mit Techno Mimesis war ein spannendes Experiment. Er hat gezeigt, wie wichtig Reflexion, Austausch und kreative Herangehensweisen in partizipativen Entwicklungsprozessen sind – besonders, wenn unterschiedliche Projekte voneinander lernen wollen.

Quelle

Dörrenbächer, J., Löffler, D. & Hassenzahl, M. (2020). Becoming a Robot - Overcoming Anthropomorphism with Techno-Mimesis. In R. Bernhaupt (Hrsg.), ACM Digital Library, Proceedings of the 2020 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (S. 1–12). Association for Computing Machinery. https://doi.org/10.1145/3313831.3376507